Eurydike hinter den Grenzen

Es war sein unendlicher Schmerz über den Verlust Eurydikes, dem Orpheus in seinen vollkommenen Gesängen einen unsterblichen Ausdruck verlieh. So wurde Orpheus zur Gründungsfigur, zum Anfang aller Oper, und sein Gesang wie auch sein Schmerz leben dort bis heute fort. Was Mythos und Oper verschweigen: Jenseits der grausamen Grenze, die das liebende Paar auf ewig trennt, eröffnet sich eine zweite, bislang kaum erforschte Klangwelt. Sie ist gleichsam das Schattenreich der Oper – eine einzigartige musikalische Landschaft, nicht minder geprägt von größter klanglicher Fülle, Vielfalt und Intensität.

„Eurydike hinter den Grenzen“ folgt den antiken wie modernen mythologischen Spuren des Paares in beide musikalische Welten hinein und erzählt mit den Mitteln des frühbarocken und zeitgenössischen Musik- und Performancetheaters von so eigenwilligen wie unerhörten Strategien zur Erschließung neuer Klang- und Handlungsspielräume.

„Eurydike hinter den Grenzen“ überschreitet als Neubearbeitung des Orpheus-Mythos die Grenzen herkömmlicher Interpretationen in vielerlei Hinsicht. Parallel zur barocken L’Orfeo-Vertonung von Luigi Rossi entsteht in den Neukompositionen von Stefan Scheib ein gleichberechtigter Part für Eurydike, die sonst hauptsächlich als verlorenes Objekt der orphischen Sehnsucht ihren Auftritt hat. In der neuen Produktion tritt Eurydike mit ihrer Stimme, ihrem Ausdruck und ihren Handlungen in einen szenisch-musikalischen Dialog über einen vergleichbaren Schmerz.

Das Projekt wird in intensiver Zusammenarbeit des auf frühe Oper spezialisierten Barockensembles pazzaCaglia mit dem Performance-Ensemble Liquid Penguin entwickelt. Die jeweils eigene künstlerische Sprache bildet die Basis für eine experimentelle Annäherung an das Thema, welche auch ein Überschreiten der Grenzen gängiger musiktheatraler Ausdrucksformen notwendig macht.

Unter der Leitung des Düsseldorfer Regisseurs Marcus Droß, dessen eigenwillige und markante Theateransätze weit über Deutschland hinaus Beachtung finden, entsteht ein multi-materiales Musiktheater mit Elementen aus Performance, Film, Sprechtheater, Lesung, Konzert, Hörspiel und Oper.


mit pazzaCaglia:
Ralf Peter (Sopran)
Claudia Kemmerer (Mezzosopran)
Gerlind Puchinger (Chitarrone)
Johannes Loescher (Violoncello)
Koen van der Meer (Cembalo)

und Liquid Penguin Ensemble:
Katharina Bihler (Sprache, Gesang)
Elodie Brochier (Stimme, Papier-/Objekt-Animation)
Stefan Scheib (Kontrabass, Elektronik)
Wollie Kaiser (Holzblasinstrumente)
Jochen Krämer (Perkussion)

Regie: Marcus Droß
Ausstattung: Sophie Maurer
Musik: Stefan Scheib, Luigi Rossi (“L’Orfeo”, 1647)
Texte: Katharina Bihler
Konzeption: Bihler, Droß, Kemmerer, Peter, Puchinger, Scheib